Der Überfall Rostocker Truppen im Jahr 1312

Im Jahr 1312 überfielen Rostocker Truppen das Doberaner Kloster und seine umliegenden Besitzungen. Betroffen war auch Janewiz. Viel ist über diese Repression nicht bekannt, was auf ein relativ gewöhnliches Ereignis zur damaligen Zeit hindeutet.

Zentrales Dokument zu diesem Überfall in der Region ist ein Schadenregister, das augenscheinlich vom Doberaner Kloster für eine Klage verfasst wurde. Transkribiert wurde das Dokument 1869 vom Verein für meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde im Rahmen seines Großprojektes MUB. Diese Urkundensammlung dient vielen Historikern als Quelle ihrer Recherchen über mecklenburgische Geschichte. Mehr über die MUB steht im Online-Lexikon Wikipedia.

Unten stehender Ausriss ist der Jennewitz betreffende Teil der Registerabschrift:

1312-Schadenregister


Übersetzt lautet der Text:

Schaden an Landwirtschaft in Jennewitz. Nicolaus daselbst  wurden vernichtet Gegenstände im Wert von 4 Mark. Alheydis Thiderici verlor Pferd zu 5 Mark, ebenso Geräte zu 4 Mark. Bertoldus Houemannes verlor ein Pferd zu 6 Mark. Der Gesamtschaden betrug 18 Mark mit 8 [sol]

Bekannt ist, dass Rostock 1312 in Fehde mit Dänemark stand und eine Belagerung durch die Dänen erwartete. Historisch bekannt sind Querelen innerhalb der Bürgerschaft um den Warnemünder Wehrturm zu dieser Zeit. Diese standen offensichtlich im Zusammenhang mit dem Streit zwischen Rostock und Dänemark.

Eine Erklärung für die Plünderungen in der Region wären marodierende Söldner der Rostocker Bürgerschaft. Ein Indiz für Eigenmächtigkeiten der Söldnertruppe war die harte Bestrafung des ratsherrlichen Truppenführer Rostocks. Er hatte offensichtlich die Söldner nicht im Griff und: » verlor das Bürgerrecht und wurde der Stadt verwiesen. «
[Quelle: Walter Freynhagen; Die Wehrmachtsverhältnisse der Stadt Rostock im Mittelalter; In: Mecklenburgische Jahrbücher. Bd. 95 (1931), S. 1-102]

Ein anderer, gleichfalls plausibler, Ansatz wäre eine, durch die Bürgerschaft abgesegnete, Requirierung von Proviant. Das war damals durchaus gängige Taktik der Städte bei drohender Belagerung. Die Zeit, in lange Lieferverhandlungen mit den umliegenden Dörfern zu treten hatten sie im Krieg nicht.

Den Bauern auf dem Jennewitzer Gut dürften die Gründe für die Plünderung egal gewesen sein. Froh, wenigstens keine (bekannten) Schäden an Leib und Leben erlitten zu haben, bot dieses Ereignis sicher Gesprächsstoff für viele Jahre.


Artikel aktualisiert am 29.08.2023