Die Jennewitzer Mühle

Der bislang älteste Hinweis auf einen Jennewitzer Müller findet sich in der Chronik von Kröpelin von 1932, allerdings ohne Quellenhinweis. Darin heißt es: » 1726 entstand im Stadtgebiet eine zweite Windmühle. Der Windmühlenbesitzer Dietrich Daniel Westphal zu Jennewitz ließ sie aber nicht wieder aufbauen, nachdem sie 1738 abgebrannt war. «

Im Beichtkinderverzeichnis von 1751 wurde kein Müller aufgeführt.

1768 genehmigte der Herzog den Bau einer Windmühle in Jennewitz. In den Pachtunterlagen von 1788 wurde für Jennewitz erstmalig eine Mühle erwähnt, die zum Hof gehörte und mit diesem verpachtet wurde. Standort war die Anhöhe nordwestlich der heutigen Milchviehanlage in Kröpelin. Dies ist auf dem untenstehenden Kartenausschnitt der Schmettauschen Generalkarte Mecklenburgs gut zu erkennen.

Schmettau-Karte-Jennewitz
Die sogenannte "Schmettau-Karte" von 1794 gilt als erste, exakt vermessene Landkarte von Mecklenburg.

1837 listet das Geograhisch-statistische-Handbuch Mecklenburg für Jennewitz unter anderem eine Erbmühle auf.

In den Domanialakten zeugt ein Schriftwechsel aus dem Jahr 1853 von Jennewitzer Grabenkämpfen. In diesen monierte ein Erbmüller Terdorf die neuen Vorflutgräben zur Entwässerung von Büdnereien am Steffenshäger Weg. Bei starken Regenfällen überschwemmte das gesammelte Wasser seine Ländereien. Offensichtlich stand die Mühle zu diesem Zeitpunkt auf der Anhöhe rechts vom Weg, der von Reddelich nach Jennewitz führt, also rund 200 Meter vom zur Mühle gehörigen Hof entfernt.

Zu Johanni 1863 waren der Erbmühle 3137 Quadratruten Land zugeschlagen. Das sind rund 6,6 ha.


1866 gehörte die Mühle dem Erbmüller F. Kords. Heute steht, weithin sichtbar, die Jennewitzer Mühle ohne Flügel da.


Kröpeliner Stadtchronik von 1932

Genaueres steht in den Volkszählungsunterlagen. So lebten 1867 auf dem Mühlenhof:
Müller Friedrich Kords (geb. 1828) mit Ehefrau Wilhelmine (geb. 1828), Sohn Wilhelm (geb. 1850) und den Töchtern Bertha (geb. 1852), Emma (geb. 1853), Frida (geb. 1866).
Zum Haushalt gehörten die Müllergesellen Johann Kords (geb. 1935) und Jasper Baas (geb. 1823), der Knecht Ernst Harnack (geb. 1840) sowie die Dienstmädchen Mina Ahrens (geb. 1837) und Louise Karnitzki (geb. 1843).

Müller ist zwischen 1867 und 1900 Theodor Kords (geb. 1871) geworden, der mit Berta Kords (geb. 1878) noch kinderlos verheiratet war. Sein Vater Friedrich gab bei der Volkszählung 1900 als Geburtsjahr 1829 an – 1867 war er noch der Meinung, 1828 geboren zu sein. Zwischen den Volkszählungen wurde im Müllerhof eine Bäckerei eingerichtet. Vater und Sohn waren von Beruf Müller und Bäcker, was ja eigentlich auch Sinn macht. Mit den Bäckergesellen Johannes Maass und Heinrich Ahrens (geb. 1870) war die Bäckerei keine kleine. Hauptabsatzmarkt dürfte wohl Kröpelin gewesen sein.

In der Mühle arbeitete 1900 der Geselle Helmuth Lorenz (geb. 1873). Zur Wirtschaft gehörten noch die Pungenfahrer (Was immer das auch sein mag.) Wilhelm Bitter (geb. 1878) und Friedrich Masch (geb. 1874) sowie die Dienstmädchen Lina Dreyer (geb. 1882) und Lina Frahm (geb. 1886).

Im nautischen Standardwerk: Die Schifffahrtzeichen an der deutschen Küste, herausgegeben vom Reichskanzleramt 1878, ist die Jennewitzer Mühle als Landmarke aufgeführt:

[gefunden von Axel Kähler]


Artikel aktualisiert am 31.08.2023